Hätte ein "CD32" in ausreichender Menge den Untergang verhindern können

======================================== ================================= Dave Haynie und andere Commodore (USA) Kollegen sind bis heute (?) der Ansicht, daß ein CD32 in ausreichender Stückzahl den Untergang von Commodore hätte verhindern können. Ich teile diese Ansicht nicht. Das "Projekt" CD32 wurde als Geheimsache dekla- riert und "wir von der Technik" durften nicht eine Silbe zu diesem Produkt er- fahren. H. Jost tat alles, damit wir nicht auch noch dieses Projekt "ver- eiteln" (als ob es je in unserer Absicht stand, Commodore zu schaden). Wir erfuhren vom CD32 erst, als wir es im Quelle-Katalog sahen und fragten, ob das ein Produkt von uns sei, oder ein Druckfehler im Katalog. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es nur Gerüchte, Commodore würde eine 32-Bit Spielekonsole entwickeln. Es gab in Deutschland einen CD32 "Prototyp", der in einem alten gammeligen Lederkoffe im Vertrieb herumgereicht wurde. Ich hatte die Ehre (eigentlich war es mit harten Strafen belegt, sollten wir davon Wind bekommen - aber für alles gab es Mittel und Wege :-)) einen Blick in den Koffer werfen zu dürfen. Ich schnappte mir (das Teil musste so schnell wie möglich in den Koffer zurück) das Gerät, baute es kurz auseinander, legte die Platine einfach auf einen Kopierer und schraubte das Teil wieder zusammen und schon war es wieder im Koffer. Anhand der Platinenkopie konnte man wenigstens erahnen, um was es sich bei dem Teil handelte. Proteste unserer Seite konnten wir offiziell erstmal nicht raus- lassen, da sich sonst jeder gefragt hätte, woher wir Info's zu dem Geräte be- kommen haben. Also liessen wir erstmal den Vertrieb und die Marketing Abteilung daran werkeln. Wie gesagt, die Amiga-Gruppe war völlig außen vor. Einige Zeit später bekamen wir das Teil zu Gesicht und sollten es dem Vertrieb (Hermann Hähner - wechselte später zu Acorn) und der Marketing Chefin (Karola Gutschein" der jedem CD32 beigepackt werden sollte. Wir legten natürlich Protest ein, denn eine Konsole ohne Spiele ist der Witz schlechthin. Der Vertrieb hatte natürlich das Problem, daß das CD32 auf den Markt musste, aber ohne Titel die Einführung auch schnell nach hinten losgehen konnte. Gottseidank erschienen dann kurz vor Einführung noch "OSCAR & DIGGERS", die dem CD32 beigelegt werden konnten. ------------------------------------------------------------------------------- Noch vor dem CD32 habe ich mich vor lauter Frust über die Handlungsweise von Commodore via Fax bei Irving Gould (Chairman of the Board) um den Job von Mehdi Ali und/oder dem von Helmut Jost beworben. Ich erhielt keine Antwort und schickte es 14 Tage später grade nochmal ab. Es war mir zu dieser Zeit völlig egal, ob ich rausfliege oder nicht, denn das war sowieso nur eine Frage der Zeit, wie sich später für uns zeigte. Mir war der Ausgang seit 1992 klar, auch wenn ich nie darauf "hingearbeitet" habe. Ich bot Irving an, mich für 50% des Gehalts zu beschäftigen. Es wäre schon ausreichend gewesen, nur halb soviel Fehler zu fabrizieren, um Commodore zu "retten". Die einzige Reaktion, die auf meine "Bewerbung" indirekt zurückkam war die, daß mein Messeeinsatz zur Cebit 1993 nicht "erforderlich" war. Vermutlich hatte man Angst, daß ich mit Irving Gould zusammentreffe, der bei meinem Anblick vielleicht einen Herzinfarkt bekommen hätte. Ich bin selbst auch nicht zur Cebit gefahren. Für mich war 1993 das Jahr der "Aufgabe". Es war nichts mehr zu tun. Zum Zeitpunkt des CD32 war Helmut Jost nicht mehr bei Commodore. Möglicherweise auch ein Ergebnis meiner Bewerbung, aber ich denke, daß es schon andere (finanzielle) Gründe gab. Alwin Stumpf wurde als neuer Geschäftsführer einge- stellt. Er kam Anfang (?) 1993.....Januar oder Februar müsste es gewesen sein. Als Alwin kam, hatten viele noch die Hoffnung, daß sich alles zum Positiven wendet, einige hatten aber auch die Befürchtung, er wäre nur für die Abwicklung Commodore's eingestellt worden (zu denen gehörte auch ich). In einer Betriebsversammlung wollten wir diese Punkte klären, doch wir erfuhren nichts genaus. Alwin teilte uns mit, daß wir pro Quartal xx Mio. DM Umsatz er- zielen müssten, damit keine Arbeitsplätze gefährdet wären. Auf die Frage un- seres Betriebsrats, ob bei erreichen der Umsatzvorgabe wirklich keine Mit- arbeiter entlassen werden würden, gab es keine Aussage mehr. Es sei zu erwähnen, daß wir den Umsatz tatsächlich erzielten und trotzdem Stellen abgebaut wurden. Man kann sagen im 10er Pack. Die Sache wäre noch er- träglich gewesen, wären die Mitarbeiter rechtzeitig vorher informiert worden, um sich nach neuer Arbeit umzusehen, so erwischte es viele von uns kalt. Tja, 1993 war eigentlich schon ein "ruhiges" Jahr. Alwin Stumpf vermied es, auch nur eine unnötige Entscheidung zu treffen. In meiner Wut ging es soweit, daß ich ihm Memo's im "Multiple Choice" Verfahren vorgab, so das er lediglich die Antwort ankreuzen musste. Auch hier keine Reaktion. Als ich ihn einmal persönlich "zu fassen" bekam, daß war etwa Juli/August 1993, fragte ich zuerst, warum nicht die überteuerten "Vorgesetzten" entlassen wurden (für einen Abteilungsleiter hätte man vier von uns einen Monat beschäftigen können).....keine Antwort.....dann fragte ich ihn, warum Commodore Deutschland nicht alleine weitermacht, woraufhin er mir nur sagte (wörtlich !), er habe keine Lust. Er wolle mit seinem Schwager im Osten Multimedia Hardware produzieren und vertreiben. Kommentar: "keine Lust" ist eine klasse Antwort und zeigt, mit wieviel sozialer Verantwortung manch einer vorgeht. :-( - Aufträge und "bescheidene" finanzielle Mittel waren zu dem Zeitpunkt noch vorhanden. Nachdem wir unsere Kündigungen erhielten und wir noch ca. 3 Wochen "Zeit" hatten, "irgendwas" zu tun und es mir innerlich einfach keine Ruhe ließ, schlug ich Wilfried Häring vor, ein Treffen mit Mehdi Ali zu organisieren. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß Mehdi Ali wirklich so ein Ar*chloch sein sollte, als das er immer hingestellt wurde. Sicher, Mehdi Ali kam aus der Fin- anzwelt und er hatte mit Computern nicht allzuviel zu tun, aber das ER der- jenige sein sollte, der an allem schuld war, war mir einfach zu hoch. Im Video von Dave kommt Mehdi Ali auch nicht besonders gut weg und ich kann auch nicht für Commodore USA (Westchester) sprechen, ich kann nur meine Erfahrung wiedergeben. Wir versuchten "wieder" den Weg über Petro Tyschtschenko. Er teilte uns mit, daß er es versuchen würde ein Treffen zu organisieren. In dieser Zeit haben Wilfried und ich (aus der Sicht der Situation von Commodore Deutschland) ein Papier zusammengeschrieben, in dem wir die notwendigen Schritte und Ver- marktungsmöglichkeiten der vorhandenen Produkte festgehalten haben. Es waren wirklich keine revolutionären Pläne, daß ging einfach nicht mehr. Es ging uns vielmehr um den Abverkauf mancher Leichen, der uns zumindest Geld für die "Zukunft" in die Kasse gebracht hätte. Ca. 2 Wochen vor unserem Abgang schaute ich aus dem Fenster und sah, daß Petro mit Mehdi eintrafen. Ich sah hier die Chance loszulegen, da es mit einem richtigen "Termin" für ein Gespräch eher schlecht aussah. Wir liefen die Treppe runter und fingen Mehdi und Petro vor dem Fahrstuhl ab und baten ihn um ein Gespräch unter 6 Augen. Er war dafür nicht sehr zugänglich, gab uns aber die Möglichkeit, zwischen Cola-Automat und Fahrstuhl unser Anliegen vor- zutragen. Das haben wir dann auch gemacht, mit der entäuschenden Aussage von Mehdi, daß er unsere Bemühungen löblich fände, diese Aktionen Commodore aber nicht mehr retten könnten. Es sei dafür einfach viel mehr Geld nötig. Er sagte weiter, daß er unsere Unterlagen an Alwin Stumpf (na Danke) weiterleiten würde, der sich dann mit uns in Verbindung setzen würde. Das war's dann endgültig für uns. Alwin kam dann auf uns zu (eher auf Wil- fried, da ich an einem Gespräch mit Alwin kein Interesse mehr hatte), war leicht sauer, daß wir ihn mit der Mehdi Aktion "übergangen" hätten und bot Wilfried Häring dann an, gegen Beteiligung die von uns genannten "Leichen" zu verkaufen. Wilfried teilte mir das mit und das mich Alwin diesbezüglich auch sprechen wollte. Ich lehnte ab. Zum 30.09.1993 gingen 13 Kollegen und ich einen anderen Weg. Personen wie Doc Peter Kittel (unter Berücksichtigung der Berufsjahre etc.) gingen ganz zum Schluß, so Anfang 1994. ------------------------------------------------------------------------------- Sven Drieling schrieb: > Apropro Frage, zu Ali hattes Du erstmal recht ausführlich geschrieben > was anderen von ihm halten aber dann später nur noch den Inhalt Eures > Gespräche beschrieben. Wie war denn nun Dein persönlicher Eindruck > von Ali aufgrund des kurzen Treffens zwischen Tür und Angel? Ich nehm die Frage mit auf :-) Ich bin mir nicht ganz im Klaren...bei dem Gespräch hatte ich einen recht seriösen Eindruck von ihm, weder ausgeflippt noch desinteressiert....einfach sachlich....ich "glaube", er hat sich zuviel von seinen Geschäftsführern der einzelnen Niederlassungen einlullen lassen...._mein_ Eindruck, obwohl Mehdi in DAVEs Video überhaupt nicht gut wegkommt....ob das alles so berechtigt ist.... ...ich habe mir das Video und die Gespräche mehrmals angesehen, es kam mir vor als ginge es da um eine andere Person. Aber vielleicht hat er sich grademal bei uns zusammengerissen..... Rainer Benda (R.Benda@t-online.de)
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