Reviewed        : Simon the Sorcerer
Reviewer        : Matthias F. Kretzler
Hersteller      : Adventuresoft
Erscheinungsjahr: 1994


MYSTIK und MITTELALTER
Vor kurzem las ich in einem bekannten deutschen Magazin einen Beitrag über die 
Faszination, 
die das Mittelalter auf die heutige, computerisierte Gesellschaft ausübt. In der Zeit 
von 
Internet und Globalisierung flüchte sich der Mensch vorzugsweise in eine Welt, die 
scheinbar 
überschaubar ist und trotzdem ein hohes Maß an Aufregung und Abenteuer in sich 
birgt. 
Das geringe dessen, was wir über jene Zeit wissen, lade nicht selten gern dazu ein, 
das Mittelalter zu romantisieren. Es habe Einzug gehalten, nicht nur in die 
Trivialliteratur, 
sondern auch im Comic oder schließlich im Computerspiel.
Aber wie bei kaum einem anderen Computerspiel war es mir gerade bei "Simon the 
Sorcerer" erlaubt, 
dieses Abenteuer derart gefesselt mitzuerleben. Adventuresoft schaffte 1994 eine 
Story, die 
nicht nur das Mittelalter und seine Mythen bis aufs Letzte  durch den Kakao zog, 
sondern diese 
Komödie zudem auch mit Spannung und Abenteuer auf charmante Weise zu 
verbinden verstand.

DIE STORY
Simon hat es nicht leicht: Viel lieber würde er sich jetzt vor seinen Amiga setzen 
und spielen, 
doch er muss mal wieder seine Hausaufgaben machen. Als er sich aus Langeweile 
dann doch 
irgendwann entschließt, etwas mit seinem Hund "Chippy" zu unternehmen ("I think 
I'll find the 
dog and put it in the dryer again..."), findet er diesen erst nach langem Suchen auf 
dem Dachboden, sich in einer alten Kiste versteckend, wieder. "So that's where you 
are!" ruft 
er seinem entlaufenen Köter zu und entdeckt dabei ein altes Buch mit der Aufschrift 
"Ye olde spell booke". Da es sich für Simon nur um antiken Schund handeln kann, 
wirft er es 
sorglos zurück auf den Boden. Da passiert es: Ein sagenhaftes magisches Tor öffnet 
sich, durch 
das der neugierige Hund schnurstracks hindurchmarschiert.  Der selbstlose Simon 
stürzt 
sofort hinterher, um Chippy zu retten - und findet sich nur wenige Sekunden später 
auf der Tafel 
vierer hungriger Orks wieder! Es gelingt Hund und Herrchen sich zu befreien und in 
den nächsten 
Ort zu fliehen. Erst jetzt stellt der verwirrte Simon fest, in welcher Lage er sich 
befindet: 
Offensichtlich wurde er um mehrere Jahrhunderte zurückversetzt und hat überdies 
plötzlich einen 
merkwürdigen, lilafarbenen Magieranzug an. Sorgfältig prüft er die Taschen seiner 
Kleidung und 
findet eine persönlich an ihn gerichtete Nachricht, in der der große Zaubermeister 
Calipso um 
Hilfe bittet, da dieser vom Oberbösewicht Sordid entführt worden sei. Bevor Simon, 
der Auserwählte, 
ihn jedoch retten könne, müsse er zunächst zum Magier gemacht werden. Er begibt 
sich also zu 
den alten Zauberern in die Taverne und das Abenteuer beginnt...

DAS SPIEL
Bei "Simon the Sorcerer" handelt es sich um eines der letzten typischen 
Adventurespiele mit dem 
sogenannten "Point and Click-Verfahren". Man hat also eine Reihe von Verben am 
linken unteren 
Bildschirmrand zur Auswahl und klickt sich so seine Befehle zusammen, die Simon 
daraufhin a
usführen soll (z.B. Benutze Schere mit Bart). Hierauf basiert das gesamte Spiel, da es 
dem Spieler 
ein höchstmögliches Maß an Interaktion bietet. In bester "Monkey Island"-Manier 
kann man also 
zunächst einmal den Wald auskundschaften, sich mit den Siamesischen Zwillingen 
im Laden unterhalten, 
einen "Wet Wizard" in der Bar bestellen, oder sich schon mit dem Lösen der ersten 
kniffligen 
Rätsel befassen, derer "Simon the Sorcerer" Unmengen bietet. Das Gebiet über das 
sich diese 
Knobeleien verteilen ist riesengroß. So wandert der Spieler durch die Stadt in den 
Wald, dann 
in ein Sumpfgebiet, welches den Übergang zu einer Eiswelt darstellt. Von dort aus 
geht es dann 
(wenn man lange genug gespielt hat), quasi direkt in die Hölle, d.h. in 
einen surrealen Dämonengarten und schließlich zu den "Firy pits of Rondor", wo 
Sordid unseren 
Helden schon erwartet.
Damit das Suchen und Weiterspielen nicht zu Öde wird, schließlich muss man sehr 
häufig das 
gesamte Gebiet durchqueren, um z.B. etwas aus der Stadt in die Eiswelt zu bringen, 
besitzt 
Simon eine hübsche, magische Karte, mit der er sich bei Bedarf schnell an bereits 
entdeckte 
Orte beamen kann. Allerdings ist es auch ohne die Karte ein Genuß, sich immer 
wieder die 
traumhaften Landschaften anzusehen, denn...

...GRAFIK UND SOUND
sind einfach überwältigend. Es gibt einige Plätze, die wirklich über atemberaubend 
schöne Bilder 
verfügen und schon fast Gemäldehaft wirken. Darüberhinaus sind auch die 
zahlreichen Animationen 
überaus sehenswert und es kommt nicht selten vor, dass einen die Grafik noch 
fesselt, während 
Simon schon längst seinen Walkman aufgesetzt hat und auf dem Bildschirm 
rhythmisch mit dem
Kopf nickt. Aber auch der Sound trägt intensiv zum Spielespaß bei. Hervorragende 
Musikstücke, 
übrigens im Mod-Format, und Unmengen an hochqualitativen Cartoon-
Soundeffekten sind für eine 
starkes Gesamtbild bezüglich der Atmosphäre verantwortlich. Mein persönlicher 
Favorit hierbei 
ist die sphärische Musik in der Eiswelt, die ich auch schon zweifach geremixt habe.
Betrachtet man den Sound, tut sich bei der CD32-Version natürlich besonders die 
exzellente 
Sprachausgabe hervor. Wer denn des Englischen zumindest einigermaßen mächtig 
ist, kann das 
Spiel auch in vollen Zügen genießen, da häufig  Dialekt und Betonung enormen 
Einfluss auf die 
zahlreichen Gags nehmen. Allerdings erhöht sonst auch ein gewisser Lerneffekt die 
Haltbarkeit 
des Spiels, dass man also nach dem ersten Durchspielen durchaus geneigt ist, die 
Scheibe weitere 
Male in die Konsole zu werfen um neue Gags und Sprüche zu entdecken.

FAZIT
"Simon the Sorcerer" ist mein persönliches Lieblingsspiel auf dem CD32. Die Story 
weist alle 
Klischees der Mythen des Mittelalters, seien es Zauberer, Drachen, Riesen, 
Folterkammern oder 
Burgfräulein, auf und verbindet diese, um zahlreiche Gags zu erzielen, gekonnt mit 
der Technik 
der Moderne, z.B. wenn Simon seinen Walkman aufsetzt, Dr. Jones mit einem 
Metalldetektor nach 
Milrith sucht, oder bei einem fliegenden Besen erst der Motor angeworfen werden 
muss. Gleichzeitig 
fühlt man sich aber perfekt in jene Zeit mit ihren Abenteuern zurückversetzt, es gibt 
spannende 
Situationen und man hat auch nicht selten einen Grund zum Gruseln (z.B. im 
Hexenhaus oder im Kerker). 
Da der Held im Spiel aber nicht sterben kann, werden vermeindlich ernste 
Situationen immer wieder 
durch einen lockeren Spruch veralbert, so dass das gesamte Spiel als eine Art Satire 
angesehen 
werden kann. Der angemessene Schwierigkeitsgrad, die perfekte audiovisuelle 
Präsentation, 
sowie die besagte fesselnde Story machen "Simon the Sorcerer" schließlich zu einem 
zeitlosen 
Klassiker der promlemlos in einem Atemzug mit den LucasArts- und Sierra-
Adventures genannt 
werden kann und auf dem CD32 bis auf weiteres ziemlich konkurenzlos geblieben 
ist.

Matthias F. Kretzler
supermatse@gmx.de
http://supermatse.madsite.de




Hier sind einige Bilder aus dem Spiel:

Front-Cover
Back-Cover
Label
InGame Screenshot
InGame Screenshot
InGame Screenshot
InGame Screenshot
InGame Screenshot
InGame Screenshot


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